Bagad Kemperle
Kejadenn

Wer sich unter dieser bretonischen Bagad-Band etwas herkömmliches vorstellt, hat nur teilweise recht. 11 der 14 Titel stammen aus der Feder Pierrick Tanguys, der eher wie ein Big-Band-Leiter arbeitet. Wie schon das Label nahelegt, sind etliche Stücke jazzig-experimentell.

Ausgangspunkt bildet bei fast allen Stücken der gewohnte Bagad-Sound, um sich dann meist zu verfremden. Neben der herkömmlichen Instrumentierung mit Pipes, Bombarden (tenor, sopran) und Binious sind auch Klarinette, Posaune, E-Gitarre und Akkordeon vertreten. Die gelegentlichen Vokaleinlagen gehören ebensowenig zur traditionellen Bagadmusik. Regelrecht jazzig kommen Stücke wie Cayenne oder Casino daher, die deutliche Einflüsse aus der durch Jazzgruppen wie die Dirty-Dozen-Brass-Band geprägten Richtung aufweist, welche ja im Prinzip auch Straßen-Bands sind. L'Hommage Rouge ist von sehr freier Auffassung. Was zu einer Big-Band noch fehlt, ist streckenweise der Beat. Dem strengen Freund klassischer Bagadoù wird diese CD einem Sakrileg gleichkommen. Andererseits ist nicht einzusehen, warum große Besetzungen sich nicht auch neuen Spiel-Raum verschaffen sollen. Mir gefällts. Von schottischen Pipebands kenne ich nichts vergleichbares. Das mag aber an meinem Horizont liegen.

Andel Bollé, Folk Michel 2/95



Aufgenommen: 1993 (DDD, 55:58), 14 Titel
CD: Silex Y 225023
zurück zur Bagadoù-Liste