Patrick Molard
Deliou

Man kann sich auf vielerlei Weise der Kulturen der Welt bedienen. Als World Music etikettiert kann man meist sicher sein, dass der gemeine Zuhörer Teile noch nie gehört hat und sie deswegen für musikalisch überraschend hält. Man kann es aber auch anders machen. Der bretonische Piper Patrick Molard (s. Folker! 3/99) knüpft seine musikalischen Kontakte schon seit langer Zeit in alle Richtungen keltischer Musik und beherrscht die meisten Varianten des zugehörigen Dudelsacks meisterhaft. Was diese besondere Spezies von Musikern einander zu sagen hat, konnte man unlängst pur auf der Maestros Solistas de Gaïta-CD hören (s. Folker! 2/00).
Auf der neuen CD von Patrick steht auch die musikalische Qualität an erster Stelle, sie wird aber ohne kommerzielle Zugeständnisse in modernem Gewand präsentiert. Zu hören ist u. a. ein 10 minütiger Piobaireachd (ziemlich schräger Art und mit Begleitung!), die exzellente Stimme der Bulgarin Kalinka Vulcheva, die nur scheinbar einen bretonischen An Dro singt, eine Ode an den galizischen Piper Xosé Budiño, die Stimme von Patrick selbst (nie zuvor gehört, hat ja meistens auch was im Mund) und überhaupt sind die drei Molard-Brüder seit Menschengedenken wieder mal auf einem Album versammelt. (By the way, wieso gibt's von Jacky Molard noch kein Solo-Album?) Nicht zu vergessen Mick O'Brien (Uilleann Pipes) und Jacques Pellen (Gitarre). Eine CD mit unaufdringlicher Musik, die zur Kategorie "Kopfhörer aufsetzen" gehört.

Andel Bollé, Folker! 4/2000



Aufgenommen: 2000 (58:14), 9 Titel
CD: Naïve/L'OZ Production NV 3541-1 L'OZ 29
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