Didier Squiban
Symphonie Bretagne

Es gibt grob gesagt drei Möglichkeiten, wie Folk und Klassik zusammengehen können. So kann ein klassischer Komponist Folkthemen aufgreifen und in seinem Werk verarbeiten, wie dies früher nicht unüblich war. Hier dominieren dann die Gesetze der Klassik. Möglich ist auch, dass sich eine zum Bombast neigende Folkband, durch ein addiertes Symphonieorchester überhöhen läßt, wie dies Tri Yann neulich vorexerziert hat. Von klassischer Musik kann hier kaum noch die Rede sein.

Eine recht geglückte Symbiose von Folk und Klassik hat dagegen der bretonische Pianist Didier Squiban geschaffen. In seiner Symphonie Bretagne hat er bretonische Folkthemen zu drei Sätzen zusammengefügt und für großes Orchester arrangiert. Hier werden die klanglichen Möglichkeiten eines 45-köpfigen Symphonieorchesters und eines aus 25 Personen bestehenden Chores voll ausgeschöpft. Die Komposition selbst bleibt allerdings recht geradlinig, die Themen werden zwar in der Breite entwickelt, aber kaum verändert oder gar durchgearbeitet. Das Werk ist effektvoll, aber nicht gerade mutig. Man könnte etwa von Orchester-Folk sprechen. Squiban bleibt damit auf der Linie seiner Solo-Piano-CDs Molène und Porz Gwenn, deren Themen er im symphonischen Werk auch ausgiebig zitiert bzw. zweitverwertet. Dass Squiban arrangieren kann, hat er ja schon früher gezeigt: beim Jazz-Orchester Sirius und beim Folk-Spektakel An Tour Tan. Unklar bleibt allerdings, wie weit sich Squiban auch um die Details seiner Symphonie gekümmert hat, denn für die eigentliche Orchestration zeichnet der bretonische Komponist Pierre-Yves Moign verantwortlich. Entstanden ist das Werk als Auftragsproduktion der Stadt Lorient und der Zeitung Ouest-France, unmittelbarer Anlass war der zehnte Geburtstag des Orchestre de Bretagne. In der Bretagne wird das Werk nun vor allem als gesellschaftliches Ereignis betrachtet. Die Uraufführung in Lorient fand im Juni 2000 mit 10.000 Zuschauern statt, weitere Mammut-Konzerte in Rennes und Brest folgten, die CD war immerhin schon vorher aufgenommen worden. Doch auch (folk-)musikalisch dürfte die Symphonie Maßstäbe setzen. Im Vergleich mit Alan Stivells Celtic Symphonie von 1987 schneidet Squibans Werk jedenfalls um Längen besser ab.

Christian Rath, Folker! 05/2000



Aufgenommen: 2000 (57:24), 21 Titel, Beiheft mit vielen Landschaftsaufnahmen
CD: L'OZ Production / Coop Breizh L'OZ 31
zurück zur CD-Liste