CD-Cover
Alan Stivell - 1 Douar

Eine Erde (1 Douar) hat Alan Stivell sein neues Album genannt. Ein programmatischer Titel, denn auf dieser Scheibe versucht sich der bretonische Altmeister an einer eigenen Form der Weltmusik. Hierzu hat er unter anderem (Ethno)-Pop-Größen eingeladen wie den Senegalesen Youssou N'Dour, den algerischen "King of Rai" Khaled, Paddy Moloney von den irischen Chieftaines sowie Jim Kerr, den Sänger der schottischen Rockband "Simple Minds". Sie dürfen je einen oder zwei Titel mitgestalten. Verdeutlichen will Stivell damit seine Idee einer föderalen Welt, die den gesunden Mittelweg findet zwischen globaler Uniformität und ethnischen Ghettos.

Das nett gedachte Konzept geht leider nicht auf. Trotz der PartnerInnen aus allen Teilen der Welt hört sich alles ziemlich ähnlich an. Wenn Stivell etwa im Duett mit Khaled singt, dann darf im Hintergrund zwar mal ein arabisch klingendes Instrument die Melodielinie spielen, mehr Einflüsse des Rai-Pop sind aber kaum zu hören. Stivell holte sich Gäste in sein Universum, ließ sich aber nicht wirklich von ihnen beeinflussen.

Selbst die keltischen Elemente klingen wie Samples aus dem Regenwald, mal hier ein nettes Flöten-Solo, mal dort ein aufrüttelnder Dudelsack und dann wieder die Sœurs Goadec wie Stimmen von einem anderen Stern. Zusammengehalten wird alles von dicken Sound-Nebeln, Keyboard-Flächen und Drum-Computern. Alles ganz hübsch, aber kaum eine packende oder berührende Melodie. Das Tempo wird meist verschleppt. Die Texte sind ziemlich kitschig-naiv. Kein Stück ragt heraus. Gegenüber dem Vorgänger Brian Boru ein echter Abstieg. Trotz der großen Rhetorik.

Christian Rath, Folker ! 4/98



Aufgenommen: 1998 (59:07), 12 Titel, Booklet mit Texten (bretonisch, englisch, französisch)
CD: Disques Dreyfus FDM 36 209-2
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