Ti Jaz - En concert
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Jaques Pellen - Celtic-Procession

Ti Jazz ist eine bretonisch-französische Besetzung, seit einigen Jahren mit der Fusion von (bretonischem) Folk und Jazz beschäftigt: O. Mell (bombardes), R. Dilly (eb), O. Le Gallo (dr), C. Ollivier (ss, as, bombarde), B. Brochet (ts), D. Queron (ss, ts), E. Richard (acc), Gast: V. Bucher (harmonica). Dies ist die zweite CD nach Rêves sauvages, soweit ich sehe. Erstere war eine ziemliche Hardcore-Scheibe für meine Ohren. Die vorliegende ist wesentlich gefälliger. Probleme habe ich mit dem Rezept. Man nehme ein paar traditionelle Instrumente, in kleine Stücke zerlegte zugehörige Melodien und würze mit einem Sätzchen Bläser, einer Prise E-Baß und einem humorlosen Schlagzeug. Das klingt dann gelegentlich wie weiland Blowzabella auf bretonisch, batteriegetrieben. Ich denke, der Großteil bretonischer Melodien läßt sich nicht verjazzen, und so geraten die (sparsamen) Improvisationen dieser Musik zu einem von den Melodien abgekoppelten B-Teil, die Arrangements stehen zu sehr im Vordergrund. Die Begleitung bleibt beim selben Stil, ob nun gerade eine traditionelle Melodie gespielt wird, eine Bluesharp ertönt oder die Bläser dominieren. Dadurch wird dieses Experiment sehr statisch. Das wird den Folkfreak vermutlich so wenig befriedigen wie den Jazzfan, andererseits schmecken ja auch steifgeschlagene Desserts durchaus nicht schlecht.

Von anderer Auffassung ist das Celtic-Procession-Album des vielseitigen Gitarristen Jaques Pellen geprägt. Die Mitmusiker sind von anderem Kaliber als bei der vorigen CD: E. Barret (ts), Patrick Molard (uillean pipes, biniou koz), P. Gritz (dr), Riccardo del Fra (Kontrabaß), K. Wheeler (tp, Flügelhorn), G. Boclé (Kontrabaß), Jacky Molard (v). Keines der Stücke ist traditionell, aber alle auf traditioneller "keltischer Basis" von den Beteiligten geschrieben. Es kommen dem Jazz ja Melodien kürzerer Bauart entgegen, wenn sie die notwendigen harmonischen Möglichkeiten beinhalten und den Anspruch, Tanzmusik zu sein, nicht erheben, was die traditionellen bretonischen Melodien ja fast ausnahmslos sind. Das hier ist wirklich Jazz auf traditioneller Basis. Wohltuend die Kontrabässe, die vielfach die line übernehmen, das Schlagzeug ist hier tatsächlich als swingendes Jazzschlagzeug eingesetzt (wenn es spielt) und kein metronomanisches Beiwerk. Die Einwürfe der Saiteninstrumente sind überraschend und effektiv. Das Überzeugendste, was ich neben Danny Thompsons Whatever kenne. Einige * sind angebracht.

Andel Bollé, Folk Michel 2/94



Ti Jaz - En concert
Aufgenommen: 1993 (DDD, 57:36), 9 Titel
CD: Silex Y 225027

Jaques Pellen - Celtic-Procession
Aufgenommen: 1993 (DDD, 69:31), 12 Titel
CD: Silex Y 225028
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