Wig a Wag
Sarah ha Safar

Es sagt sich so leicht, dass eine CD "spannend" ist. Doch bei Sarah ha Safar der französischen Gruppe Wig a Wag gilt dies für jedes einzelne Stück - und zwar nicht nur im übertragenen Sinne. Keine CD der letzten Zeit transportiert eine so zielgerichtete Unruhe, soviel subtile Energie.

Im Vordergrund steht der sensibel-fordernde Gesang Loic Chavignys, hinzu kommen unglaublich ideenreiche Arrangements mit Geige, Akkordeon, Bombarde, Bass und Percussion. Wig a Wag ist die innovativste der vielen innovativen Folk-Bands der Bretagne. Dabei kommt sie eigentlich aus Tours in Zentral-Frankreich und hatte es anfangs nicht leicht in der bretonischen Szene. Doch die Anlaufschwierigkeiten sind vorbei, soviel Talent kann man einfach nicht ignorieren. Und immerhin haben sich Chavigny und Bombardenspieler Cyrille Bonneau in Tours in einem "Exil"-bretonischen Bagad (Bombardenorchester) kennengelernt. Es war gerade die Zeit, als die bretonischen Fest-Noz-Innovatoren Ar Re Yaouank die Tanzszene aufmischten. "So etwas ähnlich wollen wir auch probieren", sagten sie sich, als sie sich mit vier Freunden zu Wig a Wag zusammenschlossen.

Vom Vorbild haben sie vor allem Neugier und Energie übernommen, ansonsten haben sie schon wegen des Gesangs einen eigenständigen Ansatz. Die Gruppe schreibt die meisten Melodien selbst, während Loic Chavigny die überwiegend bretonischen und durchaus poetischen Texte beisteuert. Er liebt es, mit Sprache zu spielen, deshalb finden sich auch Text-Fragmente im Dialekt der Sioux (son lakota) oder in einer Phantasiesprache (son el menfi). Der Titel der CD Sarah ha Safar klingt zwar arabisch, ist aber auch bretonisch und bedeutet etwa "Säuseln und Radau". Auch hier drückt sich die der Musik eigene Spannung aus, mehr jedenfalls als im Bandnamen Wig a Wag, der das eintönige Rollen eines Karrenrads nachempfindet. Diese CD, die zweite der Gruppe, setzt in jeder Hinsicht Standards: bezüglich Songwriting, Arrangements und Produktion. Eine Steigerung ist kaum noch möglich. Soll sich die Band deshalb auflösen? Nein, das will man natürlich auch nicht. Auf keinen Fall.

Christian Rath, Folker! 6/2001



Aufgenommen: 2001 (44:03), 10 Titel, mit bret. Texten und frz. Übersetzungen
CD: Griffe/Sony GRI 19148-2
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