MOYLAND
L'esprit celtique


Dies ist das Notenheft zur gleichnamigen (dritten) CD aus dem letzten Jahr (Verlag der Spielleute CD 9401). Beides enthält 11, die Couples mitgerechnet 14 Stücke keltischer Provenienz (je 5 irische und bretonische, dazu Schottisches, Isle of Man und Wales). Moyland hat dankenswerterweise immer schon ihr Material in dieser Form bereitgestellt und darüber hinaus. So ist dieses quasi Heft Nr. 7 in einer Reihe von Tänzen und Liedern mit Schwerpunkt Bretagne/Irland/Schottland (zu beziehen beim Verlag der Spielleute). Es sind hier nicht nur einfach Melodien notiert, sondern auch 2. und 3. Stimmen, die Baßlinien und die meisten Instrumentalbegleitungen, auch etliche Verzierungen. Für die eigene Hausmusik zusammen mit der CD also durchaus brauchbar. (Für diese Rezension ist das Notenmaterial nicht im einzelnen auf seine Korrektheit überprüft worden).

Die musikalische Qualität ist jedoch heterogen. Die ersten 4 Stücke sind wohl einer früheren Phase zuzurechnen und musikalisch nicht akzeptabel. Sie wären besser durch neue Titel ersetzt worden. Einen genaueren Hinweis auf die angesprochene "verstreute Veröffentlichung" gibt es nicht. Der Rest ist durch moderneres und interessanteres Arrangement sowie die Instrumentierung (u. a. Akkordeon, Schlagzeug, Uilleann Pipes, Bag Pipes, Bouzouki, Klarinette, Baß und eine Gastgeige) eine ganze Klasse besser. Problematisch sind die Gesangseinlagen. Bretonisch an sich ist schon für Bretonen schwierig, gesungen benötigt man eine Ausbildung oder viel, viel Übung, es klingt sonst eben nachgemacht.

Probleme habe ich mit Auswahl und Selbstverständnis der Gruppe, soweit letzteres den schriftlichen Äußerungen zu entnehmen ist. Der Star of County Down ist eine xte Version. Die deutliche Orientierung einiger Stücke an (teils obsoleten) großen Vorgängern überzeugt nicht. Es gibt doch reichlich Material genug, als daß man von Stivell und Tri Yann vor Zeiten vereinnahmte Stücke wieder aufwärmen müßte.

Kopfschmerzen bekomme ich, wenn in den begleitenden Texten der allgemeine keltische Geist beschworen wird. Keltische Bauwerke (was soll denn darunter, bitteschön, verstanden werden?), Mythen und Musik werden in einen Zaubertranktopf geworfen und das Bild einer existenten allgemeinen Keltenkultur vermittelt. Was heute unter keltischer Musik firmiert, liebe ich sehr, aber daß das tatsächlich was mit den Kelten zu tun haben soll, ist ein Axiom, mehr nicht.

Dennoch, gemessen an den früheren Aufnahmen dieser Gruppe, ist dies musikalisch ein Schritt nach vorne, wenn auch in Richtung Folkrock, weshalb auch nicht. Ich bin jedoch der Meinung, daß wir in unseren Landen die Musiker nicht allein danach beurteilen sollten, wie weit sie es doch am heimischen Herd immerhin schon gebracht haben, so wichtig ich das finde, sondern daß auch dieselben Ellen angelegt werden sollten wie bei denjenigen, an denen sie sich orientieren.

Andel Bollé, Folk Michel 1/96



Noten und Texte Eigenverlag, Moyland, Kerken 1995, ISBN 3-927240-18-4
Bezug: Achim Cuypers, Lilienweg 7, D-47647 Kerken

zurück zum Buchverzeichnis

zurück zum Basar-Index